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Ob Imagefilm oder Erklärvideo; Hauptsache der Inhalt stimmt – Ton egal? Wir finden nicht!
Denn mal ganz ehrlich, auch der beste Inhalt kommt nicht gut rüber, wenn der Klang qualitativ minderwertig ist. Die meisten werden wohl schon mal frustriert in der Telefonwarteschleife aufgelegt oder das Youtube Tutorial abgebrochen haben, weil die Stimme des Sprechers einfach unerträglich war.
Der Sprecher prägt die Aufnahme
Eine Tonaufnahme ist nur dann stimmig, wenn das aufgenommene Signal gut klingt. Im Falle einer Sprachaufnahme ist das der Sprecher. Dieser sollte über eine möglichst professionelle Sprecherausbildung verfügen, sodass der einzusprechende Text auch mit dem richtigen Ausdruck und einer passenden Dynamik vermittelt wird. Oft verfügen die Sprecher ebenso über eine Schauspielausbildung. Ihre Stimme ist ihr Instrument und als solches sollte es auch behandelt werden. Bei der Aufnahme muss daher unbedingt darauf geachtet werden, dass die Stimme auch klanglich zur Message des Textes passt.
Weiterhin ist der Raum, in dem die Aufnahme stattfindet, ein entscheidendes Kriterium für die Klangqualität. Er sollte möglichst trocken sein, das heißt wenig Reflexionen von den Wänden oder sonstigen Gegenständen im Raum vorweisen. Dadurch wird sichergestellt, dass auch wirklich nur das direkte Sprachsignal am Mikrofon ankommt und der Raum bei der Aufnahme nicht „mitklingt“. Auch wenn eine Sprecherkabine für semiprofessionelle Anwendungen in einigen Fällen ausreichend sein mag, ist dies für Aufnahmen, die eine hohe Klangqualität erfordern, nicht der Fall, etwa bei der Synchronisation eines Filmes, Voice Overs, Werbung oder Hörbüchern. Hier sollte die Aufnahme in einem akustisch optimierten Tonstudio stattfinden. Hiernach richtet sich auch der Abstand des Sprechers zum Mikrofon. Im Normalfall beträgt dieser etwa 15 bis 25 cm zum Mikrofon, bei einem Werbespot kann es auch mal näher sein.
Das richtige Mikrofon ist entscheidend
Die meisten Tonstudios machen Sprachaufnahmen mit Großmembran-Kondensatormikrofonen, da diese einen besonders guten Rauschabstand besitzen. Dies bedeutet, dass das Nutzsignal (die Sprachaufnahme) im Verhältnis zu etwaigen Störgeräuschen besonders günstig aufgenommen wird. Ebenso haben sie die für diesen Anwendungsfall ideale Richtcharakteristik. Zum Schutz des Mikrofons sollte ein sogenannter Poppschutz verwendet werden, der einerseits Plopplaute abdämpft indem er Luftstöße abbremst und andererseits verhindert, dass eine zu feuchte Aussprache das Mikrofon beschädigt. Nicht zu unterschätzen ist ebenfalls die Qualität der Kabel, nur wenn diese aus hochwertigem Material bestehen, kann der Rauschabstand auch erhalten bleiben.
Bevor das analoge Signal digital gewandelt wird, gelangt es in einen Channel Strip, der einerseits einen Mikrofonvorverstärker beinhaltet, zudem aber je nachdem ebenso einen Kompressor, De-Esser, Equalizer, oder Filter umfassen kann. Wenn nicht schon direkt am Mikrofon ein Hochpassfilter eingestellt wurde, können tiefe Frequenzen unter 60 Hz spätestens hier gecuttet werden, da diese in der Aufnahme stören würden. Es sollte immer eine ideale Aussteuerung angestrebt werden, sodass das Signal nicht übersteuert, aber ebenso nicht zu leise aufgenommen wird um einen idealen Rauschabstand zu gewährleisten. Nach der Analog/Digital Wandlung kann das Signal weiter bearbeitet werden. Hierfür wird von vielen Tonstudios die Musiksoftware Pro Tools von Avid verwendet.
Digital kann die Aufnahme noch weiter bearbeitet werden
Bei der Bearbeitung der Aufnahme sollte die Abhörposition im Regieraum beachtet werden. Der Raum selbst sollte akustisch optimiert sein und eine trockene Klangeigenschaft aufweisen. Die Bearbeitung der Sprachaufnahmen kann sowohl destruktiv als auch nicht-destruktiv erfolgen. Lautstärkeanpassung oder die Entfernung von Störsignalen wie Schmatzern und Lippengeräuschen sind Beispiele hierfür. Gerade bei Werbeaufnahmen werden auch Atemgeräusche entfernt oder zumindest stark abgedämpft. Nach der Bearbeitung werden die Audiodateien im richtigen Format exportiert, meist ist hierbei eine hohe Wortbreite und Abtastrate gewünscht.
Gute Sprachaufnahmen und eine generell hohe Qualität von Audiodateien gewährleisten ein hohes Level an Professionalität, welches selbst von Laien wahrgenommen werden kann. Denn am Ende soll natürlich der Inhalt im Vordergrund stehen und der Ton ist dabei das Instrument, diesen bestmöglich zu vermitteln.
Tipps und Tricks
Insbesondere bei längeren Sprachaufnahmen sollte man darauf achten, dass sich die Position des Sprechers bei der Aufnahme nicht verändert, es kann hier durchaus auch mit Maßband gearbeitet werden. Das Anzeigen des Textes über einen Computerscreen in Kopfhöhe kann helfen, eine bessere Sprecherpositionierung zu erreichen.
Gerade zu Anfang sollte man sich die Zeit nehmen den Sprecher so einzupegeln und einzustellen, dass seine Stimme bei der Aufnahme ideal zur Geltung kommt. Ist man zwischendrin mit dem Sound unzufrieden, lässt es sich häufig nicht vermeiden mit der Aufnahme von vorn zu beginnen, oder eine aufwendige Nachbearbeitung in Kauf zu nehmen.
Sprecher ermüden mit der Zeit bei längeren Aufnahmen und werden eventuell leiser. In diesem Fall sollte nachgepegelt werden.